„Und was macht das Steinerne Haus?“
Es steht da und trotzt der Zeit. Schon lange sind die letzten Bewohner ausgezogen.
Im Vorgriff auf ein nie gefundenes Nutzungskonzept wurden zuletzt Ende der 1990er Jahre die Dächer saniert und die Turmspitze des Erkers ergänzt – dies mit Unterstützung des damaligen Förderkreises Büdingen. Hinzu kam eine innere „Entkernung“, so dass das Gebäude heute z.B. keine Heizung hat. Seitdem werden nach und nach immer mehr Fensterscheiben eingeworfen und die Fenster mit Brettern vernagelt. Einzige Funktion des verfallenden Gemäuers ist heute die eines Plakatständers für die fürstliche Landpartie.
Erbaut wurde das Steinerne Haus in der für Büdingen wichtigsten Phase wirtschaftlicher Blüte um das Jahr 1500. Die Ysenburger stellten damals den Mainzer Erzbischof – und in diesem Zusammenhang kam auch der Büdinger Graf Ludwig II zu Geld und Macht. Dessen jüngster Sohn Johann baute sich schließlich an exponierter Stelle ein herrschaftliches Anwesen, eine Art Burg in der Stadt, die in das Festungswerk an der (ca. 1820 abgerissenen) Mühlpforte integriert wurde. Im Unterschied zu den meisten übrigen Häusern der Altstadt erhielt das Gebäude Wände und Fassaden komplett aus Stein – daher der Name. Am Holz des Dachgebälks ließ sich nachweisen, dass die Bäume im Jahr 1511 geschlagen wurden. Somit liegt das Baujahr des Steinernen Hauses etwas später als das der Marienkirche oder der Festungswerke.
Mitte des 16. Jahrhunderts kam das Steinerne Haus in den Besitz des Grafen Anthon, eines Neffen des Erbauers. Dieser gab unter anderem den zweistöckigen Erker und den Brunnen im Hof in Auftrag, bewohnte das Gebäude aber nicht, sondern nutzte es nur sporadisch als „Gästehaus“ bei Feierlichkeiten der Ysenburger. 1592 gelangte das Haus in bürgerliche Hände: Es wurde dem gräflichen Mitarbeiter Martin Bentz verkauft, der im Inneren nochmals Umbauten vornahm. Eine zusätzliche Geschossdecke im Erdgeschoss, die Vermauerung der großen Fenster und die Stuckdecken stammen aus dieser Zeit. Erst ein Jahrhundert später erwarben die Ysenburger das Haus zurück, das seitdem als Dienstwohnung leitender Beamter, Amtssitz des Forstmeisters, Sitz der Justizkanzlei, später des Landgerichts, „Kleinkinderschule“ und staatliches Hochbauamt diente. Nach dem Auszug der Behörde Anfang der Siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts hielten noch einige Bewohner eine Zeitlang in dem Gebäude aus, bis es den Status der Unbewohnbarkeit erreichte. Und so schließt sich der Kreis.
„Das Steinerne Haus steht da schon 500 Jahre und wird noch weitere 500 Jahre dort stehen.“
Casimir zu Ysenburg und Büdingen
Umfangreiche Informationen zur Geschichte des Steinernen Hauses finden Sie in nachfolgendem Aufsatz von Klaus-Peter Decker: Das „Steinerne Haus“ in Büdingen – Anmerkungen zu seiner Geschichte.